Den Schatz der Vernetzung heben

Der 19. Deutsche Fundraising Kongress, das größte Branchentreffen im deutschsprachigen Raum, ist am 25.04. in Berlin mit einem Teilnehmerrekord zu Ende gegangen: Erstmals kamen mehr als 750 Fundraiserinnen und Fundraiser.

Professionelles Spendensammeln für gemeinnützige Organisationen ist schwierig: Was kostet ein Facebook-Fan? Warum soll man ausgerechnet von Misserfolgen erzählen? Wie begrenzt man den Shitstorm im Netz auf's Wasserglas?

Gleich am Eröffnungsabend berichtete Deutschlands bekanntester Blogger Sascha Lobo, wie man den „Schatz der Vernetzung“ (Lobo) hebt. Denn für Fundraiser ist Vernetzung entscheidend, um die nötige Aufmerksamkeit für ihre Projekte zu bekommen und Spenden zu generieren. Und die findet immer mehr in den sozialen Netzwerken statt. Deren Relevanz, so Lobo, sei allein schon durch die schiere Masse gegeben; jeder dritte Deutsche sei regelmäßig aktiv auf Facebook, die mit Abstand am meisten angeklickte Seite der Welt. Wer Menschen in den sozialen Medien überzeugen wolle, müsse die Regeln kennen, allen voran den „Erfolgsfaktor Einfachheit“, und den Spendern Gelegenheit zur Selbstdarstellung einräumen. Ob Online- oder Social-Media-Kampagne – die Veranstaltungen auf dem Kongress zu diesen Themen waren stark frequentiert und zeigen, dass dieses Gebiet ebenso viele Fragen wie Chancen birgt. Übrigens kostet es, wollte man allein mithilfe von Facebook-Werbung einen neuen Fan gewinnen, rund 50 Cent. Mindestens.

Ein zentrales Element im Fundraising ist gutes Storytelling. Die richtige Story komme zum richtigen Zeitpunkt, mit dem richtigen Gehalt an Fakten und dem „touch of emotion“, so Keynote-Sprecher Craig Wortmann von der University of Chicago Booth School of Business und Autor des Buches „What's your story?“. Auch Eva Aldrich, tätig am Center on Philanthropy at Indiana University und mit langjähriger internationaler Branchenerfahrung, sagte: „We need more than a great mission – wie need a great story!“ Das Prinzip der Einfachheit ist auch hier zentral. Erstaunlich: Nicht die erfolgreichste Geschichte gewinnt, sondern die, die mutig auch von Misserfolg und Scheitern erzählt.

 

Mut braucht es auch, selbst entrüstete Diskussionen auf der eigenen Organisations- bzw. Unternehmensseite unzensiert zuzulassen. Oder gar bewusst eine Plattform anzubieten. Vielfach ist genau das Gegenteil passiert - beim Aufkommen eines „Shitstorm“ wurden schon mal ganze Facebook-Seiten gelöscht, oder die Kommunikationsabteilung antwortete mit pauschalen Abwehrstatements. Auf dem Deutschen Fundraising Kongress lehrte ein Seminar, wie einem solchen Shitstorm zu begegnen ist: Schlagworte sind Monitoring, Erreichbarkeit, Reaktionsplan, Dokumentation - auch das ein wichtiges Feld der professionellen Spendensammler.

Die Themenvielfalt auf dem dreitägigen Kongress mit allein rund 90 verschiedenen Einzelveranstaltungen war enorm. Parteispenden ohne Limit? Ja, zumindest was Höhe und Branchen angeht: Patrick Döring berichtete in seiner Funktion als Schatzmeister der FDP, warum demokratische Parteien gesetzlich „gezwungen“ seien, Spenden zu sammeln, und wie einfach sich Spendenskandale verhindern ließen – eigentlich. Denn viele Spendenskandale seien reine „Transparenzfehler“; das Parteiengesetz enthält bereits alle notwendigen Vorkehrungen. Döring plädierte für eine offensive Sponsoring-Debatte: Parteiübergreifend werde derzeit darüber nachgedacht, auch das teilweise umstrittene Parteiensponsoring in formellen Rechenschaftsberichten offenzulegen.

Dass sich das Fundraising in Deutschland mittlerweile auf Augenhöhe mit dem einstigen großen Vorbild USA befindet, vermeldete Matthias Buntrock, Vorstand des Deutschen Fundraising Verbandes, und zitierte damit Andrew Watt, President und CEO der Association of Fundraising Professionals (AFP). Um jeden Tag die Welt ein bisschen zu verbessern, brauche es Selbstbewusstsein und Leidenschaft, so Buntrock. Die professionellen Anforderungen an Fundraiser sind riesig: Zu verstehen, wie sich demografische Prozesse oder kulturelle Unterschiede auswirken, wie sich Arbeitsweise, Konsum- und Kommunikationsverhalten der jungen Generation ändert, ist unabdingbar.

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Katrin Taepke
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