Es ist deutlich zu spüren, dass immer mehr Unternehmen bei ihren Gestaltungswünschen für interne und externe Veranstaltungen und Messen auf das Thema Nachhaltigkeit setzen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Öffentlichkeit, die nachhaltiges Unternehmensmanagement immer mehr fordert.
Jedoch herrscht in der Branche nach wie vor eine gewisse Verunsicherung über die Definition. Dies mag nicht zuletzt auf den scheinbaren Mangel klarer Richtlinien zurückzuführen sein, an denen sich Auftraggeber wie Auftragnehmer zuverlässig orientieren und messen können. Zwar haben sich in der Zwischenzeit einige Standards, Zertifizierungen und Guidelines entwickelt, die aber zur Klärung der Verunsicherung nur bedingt beitragen konnten.
So existiert auf internationaler Ebene der ISO 14001 Standard. Dieser stellt den bekanntesten und meist genutzten Rahmen für Umweltmanagementsysteme dar. Dieser Standard ist allerdings sehr komplex und schwierig handhabbar, da er für jedes Unternehmen und jede Branche anwendbar ist.
Zurzeit arbeiten nationale Ausschüsse aus insgesamt 32 Ländern an einem international geltenden Standard (ISO/CD 20121), der speziell auf nachhaltiges Eventmanagement abgestimmt ist. Dieser Standard verspricht in Zukunft für jede Art von Event und jeden daran beteiligten Stakeholder individuell anwendbar zu sein. Seine Veröffentlichung ist offiziell 2012, im Rahmen des Pilotprojekts Olympische Spiele in London, geplant. Ob dieser Standard auch für die breite Masse von Veranstaltungen praktikabel und anwendbar sein wird und er damit hält, was er verspricht, bleibt abzuwarten. Ein kritischer Punkt dieses Standards ist aber bereits jetzt absehbar: Im Rahmen der ISO 20101 wird die Veranstaltung und nicht der Veranstalter zertifiziert. Dies ist für Mammutevents wie ein Olympiade oder Weltmeisterschaft denkbar, für eine Roadshow an fünf Standorten oder einen einzelnen Messeauftritt aber weit weniger sinnvoll.
Ein anderer Ansatz ist es, nicht eine komplette Veranstaltung oder einen Messeauftritt „grün“ zu gestalten und zertifizieren zu lassen, sondern nur einzelne Gewerke. „Green Globe“ beispielsweise ist ein weltweit agierender Standard für den Bereich Tourismus, der so vorgeht und nach dem bereits einige deutsche Hotels und Kongresszentren zertifiziert sind. Nachteil dieses Standards: Er zertifiziert den Status und gibt den Unternehmen wenig Anreiz zur Verbesserung.
Welche Faktoren genau eine Veranstaltung oder einen Messeauftritt ökologisch und sozial nachhaltig machen, ist in Deutschland derzeit noch nicht einheitlich geregelt. Dies ist eine große Chance für den FAMAB, der sich aktuell mit der Erarbeitung von Branchenstandards für die Direkte Wirtschaftskommunikation beschäftigt.
Ziel der ‚FAMAB-Branchenstandards’ ist es, an die Direkte Wirtschaftskommunikation angepasste Kriterien zu finden, die einerseits keine Selbstverständlichkeiten darstellen, bspw. den Verzicht auf Kinderarbeit, andererseits die Kleinteiligkeit der Branche und die Prozesshaftigkeit der Leistungen berücksichtigen. Weiter sollen die Branchenstandards nicht auf einzelne Maßnahmen wie einen Messeauftritt bezogen sein, sondern die Abläufe im Unternehmen und bei dessen Dienstleistern betrachten. Als Entwicklungszeitraum für die Kriterien ist das erste Halbjahr 2011 vorgesehen, an dessen Ende Merkmale für entweder eine Zertifizierung oder eine Branchenselbstverpflichtung vorliegen sollen.