Europameister der Fairness?

Anfang Februar 2007 flatterten einer Vielzahl von Agenturen die Ausschreibungsunterlagen für Kreation, Planung und Umsetzung der Feierlichkeiten rund um die Euro 2008 ins Haus. Es ging um die Eröffnungs- und die Schlusszeremonie und um das Opening eines jeden Spiels. Hier ein Kommentar von Peter Texter, Präsident des FME, zum Wettbewerbsverhalten der UEFA.

"Nun ist es vorbei, das drittgrößte mehrtägige Sportspektakel der Welt. Und wieder hat die ganze Nation mit ihren Helden gezittert, sich über Siege gefreut und bei Niederlagen getrauert. Deutschland ist wieder ein Stück enger zusammen gerückt und wir haben erkannt, dass man auch mit unseren ausländischen Mitbürgern trefflich feiern kann.

Für dieses zweite Sommermärchen danken wir unserer National¬mannschaft und allen Verantwortlichen im Hintergrund. Den Spielern und dem Trainerstab, den Managern beim Deutschen Fußballbund, den Gastgebern in der Schweiz und in Österreich genauso wie den Verant¬wortlichen der UEFA, die das Ereignis erst ermöglicht haben.

Nun, Europameister sind wir leider nicht geworden. Aber wir können festhalten, dass unsere Mannschaft gekämpft und sich dabei jederzeit sehr fair verhalten hat. Überhaupt war die UEFA EURO 2008TM ein Turnier der Fairness auf dem Platz. Es gab sehr viel sportlich faires Verhalten und nur wenige unschöne Szenen.

Ja, auf dem Platz. Leider jedoch nicht auf Seiten der Organisatoren.

Wir erinnern uns: Anfang Februar 2007 flatterte einer Vielzahl von Agenturen die Ausschreibungsunterlagen für Kreation, Planung und Umsetzung der Feierlichkeiten rund um das Turnier ins Haus. Es ging um die Eröffnungs- und die Schlusszeremonie und um das Opening eines jeden Spiels. Höchste Ansprüche wurden gestellt an die Kreati¬vität, die Erfahrung Agenturen, die risikolose Umsetzung mit reibungs¬losem Einsatz von Technik und Logistik. Es sollte ein einmaliges Erlebnis geschaffen werden für die Besucher im Stadion und die TV-Zuschauer.

Dieser hohe Anspruch ist gut und richtig. Und er entspricht dem Stellen¬wert dieses Sportevents. Nicht richtig war die Gegenleistung für die betei¬ligten Agenturen. Sie erhielten für ihre wochenlange intensive Arbeit nämlich - nichts. All ihre Kreativität und ihre Erfahrung gaben sie per Post bei der UEFA ab und alle Rechte gleich mit. Die Veranstalter behielten sich nämlich vor, ohne Angabe von Gründen jederzeit die aus¬gearbeiteten Ideen und Pläne selbst umzusetzen, ohne die Agentur in irgendeiner Form zu vergüten. Oder sie konnten die beste Idee vom günstigsten Anbieter umsetzen lassen, ohne dem Ideengeber seine Investition in Kreation, Planung und notwendigen Rechteerwerb – immerhin durchschnittlich 150.000 bis 200.000 € je Agentur – zu erstatten.

Tut mir leid, dieses Verhalten abseits des Platzes hat mit Fairness nichts zu tun. Hier verursacht der Veranstalter einen hohen volkswirt¬¬schaftlichen Schaden auf dem Rücken der Kreativen und deren Zulie¬ferer. Und wirtschaftlich für die UEFA kann das Verfahren auch nicht gewesen sein, weil es durch die Vielzahl der beteiligten Agenturen Un¬mengen an interner Arbeit generiert.

Wenn man sich dann die realisierten Zeremonien anschaut, ahnt man, dass sich die Besten der Zunft offensichtlich nicht am Ideenwettbewerb beteiligt haben. Zu austauschbar die Inszenierung, zu plump der regio¬nale Bezug, zu gering die Nachhaltigkeit der Fernsehbilder. Oder kön¬nen Sie sich noch an echte Wow-Momente erinnern? In der Eröffnungs- und Schlusszeremonie, nicht in den spannenden Spielen!

Die UEFA war 2007 nicht bereit, in Gespräche über das Ausschrei¬bungs¬¬verfahren einzutreten. Im Gegenteil: Sie hat angekündigt, dieses Verfahren auch für andere Wettbewerbe, z. B. die Finales der Champions-League anzuwenden. Noch ist Zeit dies zu überdenken.

In diesem Sinne freue ich mich schon auf spannende und faire Champions-League Wettbewerbe – nicht nur auf dem Platz!"

Peter Texter

Präsident des FME

 

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