"Wir wollen ein Ölfleck sein."

Die Agentur CB.e Berlin ist vor kurzem in das ehemalige Osram-Gebäude in Berlin, Franklinstraße 27 gezogen. Zu diesem Anlass haben Sabine Clausecker und Eberhard Bingel einige Fragen zu ihrem Unternehmen und ihrer Arbeitsweise beantwortet.

War dieser Ortswechsel für Sie nur ein Umzug wie jeder andere oder bedeutet er in gewisser Weise auch eine Neuerfindung der Agentur?

 

Clausecker: Neuerfindung ist ein großes Wort. Aber klar, für uns ist der Wechsel in die Franklinstraße nicht nur ein Umzug, bei dem man die Kisten von einem Haus in das nächste trägt und alles so aufbaut, wie es gewesen ist. Wir sehen diesen Wechsel auch als große Chance, uns nicht nur räumlich, sondern vor allem auch gedanklich neu zu sortieren.

 

Warum gerade jetzt?

 

Bingel: Weil das unserem Verständnis entspricht, immer wieder neu anzufangen. Mit dieser Haltung und diesem Anspruch an uns selbst sind wir vor 20 Jahren angetreten. In den 90ern waren das Erlebnis und das Event spannendstes Mittel in der Kommunikation, es hat seinen Reiz bis heute nicht verloren, trotz Eventisierung der Gesellschaft. Und heute kommt die Digitalisierung als starker Treiber hinzu, durch den das ganze Instrumentarium der Kommunikation neue, extrem wirkungsvolle und interessante Impulse bekommt.

Während unserer Agenturgeschichte haben wir immer wieder die Dinge neu sortiert, haben uns neu ausgerichtet und dabei immer wieder auch sehr erfolgreich Dinge auf den Prüfstand gestellt. Die Digitalisierung hat uns eine neue Tür aufgemacht, die uns in den nächsten Jahren enormes Potential eröffnet.

 

Clausecker: Wir wollten nie zu den Agenturen gehören, die so 15 oder 20 Jahre groß waren und bei denen sich so langsam die Stagnation einschleicht, bei denen allmählich der Lack abblättert. Das wollen wir nicht. Und das können wir nicht. Die Welt da draußen verändert sich rasant. Geschwindigkeit und Agilität sind heute der Maßstab für Erfolg. Und Geschwindigkeit und Agilität beginnen im Kopf – und in der passenden Umgebung.

 

Wie zeigt sich das neue Denken im neuen Haus?

 

Bingel: Grundsätzlich müssen wir heute alles in den Kategorien der Digitalisierung denken. Das Wesen der Digitalisierung ist, dass permanent Grenzen aufgebrochen werden. Innovation ist heute das Ergebnis vernetzter Zusammenarbeit, das gilt auch und gerade für die digitale Kommunikation und für die Live-Kommunikation. Die Aufgaben und Wünsche unserer Kunden sind heute sehr komplex, daher muss man möglichst viele unterschiedliche Abteilungen zusammenziehen und das abteilungsübergreifende Arbeiten organisieren. Genau das machen wir am neuen Standort, in großen Räumen arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam an Lösungen im Sinne des Kunden.

 

Clausecker: Und die Lösungen sind heute digitale Lösungen. Alles wird digital, die Digitalisierung ist ja keine Krankheit, die vorbei geht. Sie wird bleiben und als Kommunikations-Dienstleister kommen Sie nicht umhin, heute so etwas wie ein digitales Biotop anzulegen – und sich dabei an der Entwicklung neuer IT-Lösungen zu orientieren. Früher gab es bei IT-Lösungen lange Entwicklungs- und Programmierphasen, ehe sie gelauncht wurden. Heute werden schnell Spezifikationen entwickelt, schnell Prototypen gebaut, schnell Umsetzungen implementiert. In bestimmten IT-Bereichen entstehen fast täglich neue Lösungen – und genau das gilt auch für unsere Kommunikations-Disziplinen. Wir müssen noch digitaler werden. Und wir müssen schneller werden.

 

Wie kommen Sie auf neue Lösungen? Wie entstehen bei CB.e die neuen Ideen?

 

Clausecker: Wir orientieren uns immer mehr an den Maßstäben des Design Thinkings sowie an einem, wie schon erwähnt, multidisziplinären Ansatz. Es geht immer erst um das Verstehen, das Beobachten, das Fokussieren und dann folgt die kollaborative Zusammenarbeit von Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen. Dazu gehört auch, dass wir mit unseren Kunden gemeinsam Prozesse angehen und dabei einen viel offeneren Austausch anstreben als bisher, übrigens auch den Austausch mit externen Kooperationspartnern wie der Berlin Digital Group. Diese neue Dialog-Kultur sehen wir als den Weg, um neue Ideen zu generieren.

 

Wird sich im neuen Haus neben der Dialog- auch die Arbeitskultur bei CB.e ändern?

 

Bingel: Wir hatten schon immer eine sehr offene Arbeitskultur, aber wir wollen nun noch beweglicher werden. Wir verzichten beispielsweise auf Festnetztelefone, jeder hat ein Mobilgerät, eine Nummer und ist darunter überall erreichbar. Außerdem legen wir mehr Wert auf Orte des Austauschs, wir haben neue Kommunikations- und Kreativräume geschaffen, auch das Konzept „Kaffeeküche“ haben wir im neuen Haus aufgefrischt. Zudem bieten wir jedem die Chance, hier bei uns in einem „Creative think tank“ mitzuwirken und sich mit den Methoden des Design-Thinkings neuen Herausforderungen zu stellen. Wir haben damit die besten Voraussetzungen geschaffen, um bei der kreativen Arbeit für unsere Kunden noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

 

Muss man jungen Mitarbeitern heute mehr bieten, gerade was die Arbeitsumgebung betrifft, damit diese nicht zu Start-ups abwandern?

 

Bingel: Klar, die Start-up-Szene in Berlin ist eine große Verlockung. Und Agenturen sind dafür bekannt, dass mit großem Einsatz gearbeitet wird. Aber wir haben feste Strukturen, und das überzeugt. Und: Wir haben es öfter erlebt, dass junge Leute wieder zurückkehren, weil es in vielen Start-ups eben keine Strukturen gibt und noch viel mehr Arbeit.

 

Clausecker: Sagen wir so: Wir wollen das Beste aus beiden Welten zusammenführen, also neue Arbeitsformen, bei festen Strukturen, und alles im Hinblick auf die enormen Chancen der Digitalisierung.

 

Was haben Sie sich für die Zukunft von CB.e vorgenommen?

 

Bingel: Überspitzt formuliert wollen wir mit unseren digitalen Kommunikationslösungen so etwas wie ein Ölfleck sein, der sich langsam ausbreitet und festsetzt. Das erwarten unsere Kunden, und für diese „Ausbreitung“ werden wir auch künftig die digitalen Tools entwickeln.

 

Clausecker: Wir werden unsere Kunden bei der digitalen Transformation weiter unterstützen. Die Umsetzung eines Transformationsplans erfolgt ja immer schrittweise, mit Leuchtturm-Projekten. Den „großen Wurf“ gibt es heute nur noch selten, es gibt viele kleine Schritte und Versuche, viele Pilotprojekte. Darin sehen wir die Chance der Digitalisierung.

 

Kontakt

CB.e AG - Agentur für Kommunikation
Jessica Neumann
030 - 81 88 4.169